Schattenriss von G.C. Lichtenberg Lichtenberg-Gesellschaft e.V. Darmstadt, Hochschulstr. 1, 64289 Darmstadt
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Wenn auch meine Philosophie nicht hinreicht, etwas neues auszufinden, so hat sie doch Herz genug, das längst Geglaubte für unausgemacht zu halten. [Sudelbuch K, 49]

Die Lichtenberg-Gesellschaft hat den Ehrgeiz, das wichtigste Forum der Lichtenberg-Forschung zu sein, und auch die Eitelkeit, diesem Ziel schon recht nahe gerückt zu sein.

Es versteht sich, dass es eine im Sinne kritischer Historiographie wissenschaftliche Erforschung Lichtenbergs erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geben kann; alle vorausgegangenen biographischen Studien können diesen Anspruch nicht erfüllen. So läßt sich schlechterdings auch erst mit der Wiederauffindung des Nachlasses von Lichtenberg durch Albert Leitzmann 1894 und seine erste Auswertung in den folgenden 15 Jahren vom Beginn einer Lichtenberg-Forschung reden.

Auf der Basis von Leitzmanns Entdeckung konnten zwei Forschergenerationen aufbauen und für die Lichtenberg-Forschung wichtige biographische und geistesgeschichtliche Studien anfertigen. Stellvertretend seien hier die drei der wichtigsten Persönlichkeiten und deren Resultate genannt:

Walter Arthur Berendsohn: Stil und Form der Aphorismen Lichtenbergs. Kiel 1912;

Otto Deneke: Lichtenbergs Leben. Bd. I. München 1944;

Franz Heinrich Mautner: Lichtenberg. Geschichte seines Geistes. Berlin 1968.

Eine neue Phase leitete dann Wolfgang Promies durch seine vollständige Publikation der Sudelbücher ein; ungewollt verschüttete er dabei durch seine nun notwendig gewordene Auswahl der zu Lebzeiten Lichtenbergs publizierten Schriften in der Werkausgabe bei Hanser wiederum die Arbeit am "Lichtenberg in seiner Zeit". Die Göttinger Akademie-Edition des Briefwechsels von Lichtenberg zunächst eine Anregung von Hans-Ludwig Gumbert, der Lichtenbergs England-Tagebuch erstmals vollständig publizierte, erweiterte mit dieser unglaublich reichhaltigen Quelle das Forschungsangebot in einer ganz anderen Richtung: Es wurde nachhaltig in Erinnerung gerufen, dass Lichtenbergs Briefe legitimer und gleichrangiger Bestandteil seines Werks ist.

Der Lichtenberg-Gesellschaft ist es dann in zäher Kleinarbeit gelungen, den Schwung aus diesen epochalen Bemühungen weiter zu bewegen. Heute befassen sich zwei miteinander verbündete Arbeitsstellen in Göttingen und Darmstadt damit, endlich eine modernen wissenschaftlichen Kriterien genügende: also Historisch-Kritische, kommentierte Gesamtausgabe zu erarbeiten, die der Forschung für die nächsten Generationen das so nötige Rüstzeug an die Hand geben soll und zugleich Grundlage sein wird für alle populären Textausgaben.

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