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Aktuelles: Nachruf auf Wolfgang Promies

Wolfgang Promies verstorben
Nachrufe auf Wolfgang Promies von:
       Johann Dietrich Woerner
       Helmut Böhme
       Ulrich Joost
Eröffnungsrede auf der Jahrestagung der Lichtenberg-Gesellschaf in Ober-Ramstadt am
28. Juni 2002 anläßlich des 25 Jahrestages der Lichtenberg-Gesellschaft von Ulrich Joost
(pdf)
Ankündigung der Jahrestagung 2003

Nachruf auf Wolfgang Promies von Johann Dietrich Woerner

Sehr geehrte Trauergemeinde, liebe Frau Promies,

die Technische Universität Darmstadt trauert um Professor Dr. Wolfgang Promies, der seit 1979 als Professor für Literaturwissenschaft an unserer Universität lehrte und forschte.

Nach Schulbesuch in Hildesheim, Studium in Göttingen, Tübingen, Wien und München, wo er 1963 zum Doktor philosophiae promoviert wurde, war Wolfgang Promies als Lektor an den Universitäten in Clermont-Ferrand in Frankreich und Valladolid in Spanien tätig. Anschließend arbeitete er als Verlagslektor von 1964 bis 1969 im Luchterhand-Verlag. Er ging dann als Assistent von Hans Mayer an die TU Hannover, wo er sich 1972 für das Fachgebiet Neuere und Neueste deutsche Literaturgeschichte habilitierte. Nach seiner Berufung auf eine Professur für Germanistik an der Universität Oldenburg war er neben Forschung und Lehre sehr aktiv in der akademischen Selbstverwaltung und bekleidete das Amt des Vizerektors der Universität bis zu seinem Rücktritt 1975 - aus Protest gegen die damalige niedersächsische Hochschulpolitik.

1979 nahm Wolfgang Promies den Ruf auf eine Professur der TH Darmstadt an und wurde am 27. November 1979 offiziell ernannt. Die Zeit an unserer Universität ist von seinem großen und weit über Darmstadt hinausreichenden Engagement geprägt. Da ist zunächst die von ihm schon 1977 mitgegründete Lichtenberg-Gesellschaft, deren Ehrenvorsitzender er wurde, als er den Vorsitz nach 21 Jahren weitergab, dann seine bereits 1967 in Nebenstunden noch als Verlagslektor begonnene große Lichtenberg-Ausgabe, die er 1992 mit dem schwergewichtigen Kommentarband vollendete, an dem er hier in Darmstadt zwölf Jahre gearbeitet hatte, und schließlich sind da zahlreiche Bücher und Essays über den Tag hinaus sichtbare Ergebnisse dieser intensiven Tätigkeit. Aber auch hochschulinterne und öffentliche Vorträge und die kritische Auseinandersetzung mit wichtigen Themen der Geschichte wie der Bücherverbrennung 1933 in Darmstadt unter der Regie der nationalsozialistischen Studenten trugen zu seinem Ansehen bei, weit über die Region hinaus. "Promies war", um einen Nachruf von Johannes Breckner im Darmstädter Echo zu zitieren, "kein Mann der lauten Schlagworte, sondern ein beharrlicher Überzeugungsarbeiter"
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Persönlich hatte ich viele Gelegenheiten, den überzeugten und überzeugenden Germanisten Promies während der Jahre meiner Präsidentschaft kennen und schätzen zu lernen. Viele Begegnungen in unterschiedlichen Rahmen - vom Gespräch im kleinsten Kreis bis zur klaren Sprache seiner öffentlichen Vorträge - sind nicht nur mir in bester Erinnerung und wirken über den Tag, auch diesen Tag des Abschieds, hinaus.

Ich erwähne diese für mich überaus positive Erfahrung besonders deshalb, weil das Verhältnis zwischen Geisteswissenschaften und Ingenieuren häufig als gestört bezeichnet wird, weil diese beiden "Kulturen" bislang keine Ebene der Verständigung hätten finden können. Wolfgang Promies hat mich in besonderer Weise vom Gegenteil überzeugt. In diesem Sinne möchte ich das Angedenken, das die Technische Universität Darmstadt ihm bewahren wird, mit einem Wort des Physikers und Philosophen Lichtenberg umreißen:

"Mir tut es allemal weh, wenn ein Mann von Talent stirbt, denn die Welt hat dergleichen nötiger als der Himmel."

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