Schattenriss von G.C. Lichtenberg Lichtenberg-Gesellschaft e.V. Darmstadt, Hochschulstr. 1, 64289 Darmstadt
Zur Startseite
G.C.Lichtenberg > Leben > Göttingen   |   PDF-Hilfe
 
G.C.Lichtenberg
Leben
Lebenschronik
Weggefährten
Göttingen
Wirken
Lichtenberg-Gesellschaft
Forschung
Schule
Linkliste
Suche

Lichtenbergs Göttingen

Die Stadt Göttingen, südlichste des halben Dutzend größerer Kleinstädte im alten Kurfürstentum Hannover, hatte im 30jährigen Krieg seinen ehemaligen Wohlstand verloren und war zu einer Ackerbürgerstadt abgesunken; erst die Gründung und
Zur interaktiven Göttingen-Karte Inauguration der Universität (1734 / 1737) hatte ihr wieder einen kleinen Wohlstand durch Konsumenten eingetragen.
Diese noch heute das öffentliche Leben der Stadt bestimmende Einrichtung (sie stellte immer an zehn bis fünfzehn Prozent der Bevölkerung) war von Anfang an als moderne Aufklärungshochschule konzipiert worden. Dazu gehörte die Entmachtung der Theologischen Fakultät zugunsten der Juristen und der allmählich sich etablierenden Anwendungsfächer in der Philosophischen Fakultät: also Mathemata (reine und angewandte Mathematik mit der zivilen und kriegerischen Architektur), unfreie, das heißt technologische Künste; die noch ganz jungen Naturwissenschaften Botanik, Zoologie, Mineralogie, die Chemie und Physik; dazu gehörte eine der modernsten und größten Bibliotheken
Zum interaktiven
Stadtplan von
Göttingen

in Europa, die jedermann zugänglich war und ebenso gehörte die Befreiung der Professoren von der Zensur dazu: sie hatten sich von nun an selber zu kontrollieren.

Zu Lichtenbergs Zeit gab es rund drei Dutzend akademische Lehrer (die Privatdozenten eingerechnet). Vergütet wurde durch eine vergleichsweise geringe Grundpension (Lichtenberg bekam anfänglich 220, zum Schluß 360 Taler), die durch Publikationstätigkeit und vor allem die Hörergelder, also nach einem Leistungsprinzip, aufgestockt werden musste - in Lichtenbergs Fall bis zum Doppelten. Den Lehrkräften gegenüber standen zwischen 600 und 900 Studenten, deren Lebenshaltungskosten außerordentlich hoch waren; mancher von ihnen gab mehr aus, als einer der ärmeren Professoren zur Verfügung hatte.

Göttingen war ein teures Pflaster, von Anfang an als Adelsuniversität konzipiert - alles, wissenschaftlich wie sozial, im 18. Jahrhundert gute Gründe, dorthin zu gehen: "Extra Gottingam non est vita - si est vita, non est ita." (Außerhalb von Göttingen gibt es kein Leben, und wenn doch, dann ist es nicht so).

Kein Wunder also, dass Lichtenberg dort - und nicht in Gießen - studieren und auch bleiben wollte und höchstens noch England ihn hätte weglocken können.


Karl Julius Weber, SS 1790 und/oder WS 1790/91 Hörer Lichtenbergs, veröffentlichte 1828 seine damals vielbeachtete Reisebeschreibung "Deutschland oder Briefe eines in Deutschland reisenden Deutschen". Seine denkwürdigen Erinnerungen an Göttingen können auf der folgenden Seite nachgelesen werden.

 
 
Weiter zu: Karl Julius Weber: "Deutschland oder Briefe eines in Deutschland reisenden Deutschen" (1828). Über Göttingen.

 

 
Wenn Sie uns eine Nachricht zukommen lassen wollen, dann Klicken Sie hier! Sitemap - das "Inhaltsverzeichnis" Impressum